
Holz-Beton-Verbunddecken
HBV-Decken gewinnen in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung, da es gilt, leerstehende Flächen (z.B. Dachböden) als Wohnraum nutzbar zu machen. Bei Bestandsdecken in Holzbauweise gibt es davor oft einige Aufgaben zu erledigen. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Punkte zur Ausführung von HBV-Decken im Bereich der Sanierung zusammen. Die Grundlagen gelten auch für den Neubau.
Die Konstruktion einer Decke ist immer eine Optimierung der Parameter:
- Spannweite
- Aufbaustärke
- Flächengewicht
- Nutzlast
- Gebrauchstauglichkeit (Durchbiegung und Schwingung)
- Herstellungskosten
- ökologische Kriterien (CO2-Emissionen)
- logistische Voraussetzungen (Zufahrtmöglichkeit, Kranplatzierung)
Der Verbund zwischen Holz und Beton vereint die Stärken der beiden Materialien in idealer Weise. Holz übernimmt die Zugkräfte und Beton die Druckkräfte. Die Übertragung der auftretenden Schubkräfte kann mittels Schrauben, Kerven oder Schubverbundblechen hergestellt werden. Die Schraubverbindung stellt bei der Sanierung oft die einzig praxistaugliche Lösung dar. Die Eigenschaften der Decken können durch die Dicke des Aufbetons beeinflusst werden. Üblicherweise wird die Betonschicht in einer Stärke von 7 bis 14 cm ausgeführt (Zulassung beachten).
Arten von Holzverbunddecken

Vorteile einer HBV-Decke:
- Verbesserung des Brandschutzes (Beton erhöht die Feuerwiderstandsdauer)
- Verbesserung des Schallschutzes
- Verbesserung des Raumklimas durch die hohe Wärmespeicherkapazität von Beton und Holz (gilt für beide angrenzenden Geschoße)
- Verbesserung bzw. Herstellung der Gebrauchstauglichkeit (z.B. Schwingung und Durchbiegung)
- Höhere Steifigkeit gegenüber einer reinen Holzdecke
- Durch die schlanke Betondeckung reduziert sich das Flächengewicht im Vergleich zu rein mineralischen Deckensystemen
- Durchbiegungen alter Holzbalkendecken können bis zu einem gewissen Grad dauerhaft zurückgeführt werden
- Tragwerksertüchtigung von Geschoßdecken im Altbestand möglich
- Sichtbarkeit alter Holzkonstruktionen von unten kann erhalten bleiben
- Im Neubau ermögliche HBV-Decken große Spannweiten gegenüber reinen Stahlbetondecken (Begrenzung durch hohes Eigengewicht) bzw. reinen Holzdecken (Begrenzung durch hohen Herstellungsaufwand, Schwingungsnachweis)
Praktische Hinweise für die Ausführung von HBV-Decken:
- Ermittlung der Resttragfähigkeit der Bestandsdecke (Öffnen der Decke; Kontrolle der Auflagerbereiche)
- Zwischenräume sollten bestmöglich mit Dämmmaterial ausgefüllt werden
- Auf die bestehenden Balken bzw. die Holzschalung wird eine Folie als Trennlage aufgelegt
- Es sind speziell für HBV-Decken geeignete Schrauben zu verwenden (nicht die nächstbesten Holzbauschrauben)
- Die Schrauben sind mindestens 4d (vierfacher Schraubendurchmesser) in das tragfähige Holz einzubringen. Vorhandene Schalungen bis 5 cm Stärke (z.B. Bodendeckelschalung) können bestehen bleiben.
- Die Schrauben sind unter einem Winkel von 45° (+/- 5°) in Spannrichtung einzubringen und auf Zug zu beanspruchen (Schrauben neigen sich in Richtung Auflager). Die Schraube muss mindestens mit 65 mm in der Betonebene liegen.
- Je nach statischer Anforderung werden die Schrauben ein- oder mehrreihig angeordnet
- Im Bereich der aufgehenden Wand ist eine schräge Verschraubung Mangels Platz für den Schrauber nicht möglich. Daher ist die Anzahl aller in diesem Bereich vorgesehenen Schrauben bei der nächstmöglichen Schraubstelle ergänzend einzubringen. Die Anzahl der ergänzenden Schrauben ist um den Faktor 1,25 zu erhöhen (siehe Grafiken)


- Die Bewehrungsmatten werden aufgelegt. Das Raster der Matten (AQS 10*10 cm oder CQS 15*15 cm) sollte bei der Schraubenanordnung bereits berücksichtigt werden, um das Einbringen der Matten zu vereinfachen.
- Vor der Betoneinbringung muss die Holzbalkendecke unterstellt werden, um eine zusätzliche Durchbiegung durch das Eigengewicht des Betons zu vermeiden.
- Die Mindestgüte des Betons beträgt C20/25, bei einem Größtkorn von 16 mm
- Die Betondicke beträgt mindestens 8 cm; die Betonüberdeckung der Schrauben je nach System mindestens 1-2 cm.
- Die Wegnahme der Unterstellung kann je nach Betonqualität und Klimabedingungen nach gängigen Ausschalfristen bzw. ca. 2-3 Wochen erfolgen.
Steifigkeiten von Verbundschrauben in Abhängigkeit vom Schraubwinkel


Bemessungsgrundlagen:
Der größte Unterschied zwischen dem Holz-Beton-Verbund zum Stahl-Verbund oder dem Stahlbetonbau ist die Nachgiebigkeit zwischen Holz und Beton. Entscheidend ist das Verschiebungsmodul Kser der Schubverbinder (Schrauben) – siehe ETA-16/0864. Die Anzahl und Qualität der Schrauben entscheidet über die Schubsteifigkeit der Fuge zwischen Holz und Beton. Die Schrauben werden in diesem elastischen System auf Abscherung beansprucht. Schräg eingedrehte Schrauben können wesentlich mehr Kräfte übertragen als rechtwinkelig ins Holz eingebrachte Schrauben.
Im Bemessungsmodell für HBV-Decken ist das Kriechen des Betons unbedingt zu berücksichtigen. SIHGA stellt das Bemessungsprogramm für HBV-Decken kostenlos zur Verfügung. Der Download umfasst
- Programm "Hobet" zur Verbundquerschnittsbemessung (excel-Basis)
- Programmbeschreibung Hobet
- Infoblatt zur Bemessung von HBV-Decken
- Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung für Hobet
Besonderheiten des Bemessungsprogramms HOBET:
- ermöglicht die Eingabe von Flächenlasten und Einzellasten
- Eingabe der Deckenkonstruktionen als Tramdecke, Dippelbaumdecke oder Brettsperrholzdecke möglich
- bietet die Möglichkeit die Verschraubung der Verbundschrauben unter 45° oder 90° auszuführen
- alle relevanten Nachweise der unterschiedlichen Bauteile werden geführt
- Berücksichtigung von Brandschutzklassen
- Einteilung der Deckenkonstruktionen in Schwingungsklassen für unterschiedliche Anforderungen
- Eingabe von Unterstellungen inklusive Überhöhung möglich
- Ausgabemöglichkeit der Lasten die auf die Unterstellung wirken

Screenshot vom Eingabeblatt des Bemessungsprogramms "Hobet"
Die einfachste Möglichkeit zur Bemessung einer HBV-Decke ist das SIHGA-Bemessungsservice, bei dem unsere Techniker Ihre HBV-Decke aufgrund Ihrer vorgegebenen Parameter kostenlos bemessen. Anfragen senden Sie bitte an bemessung@sihga.com
Ablaufbeispiel:
Besonderheiten der Holz-Beton-Verbundschraube Hobet von SIHGA:
- Verbindet Holzbalken-, Dippelbaum- oder Plattendecken mit dem Aufbeton zur Optimierung der Tragfähigkeit bei geringer Aufbauhöhe.
- Das optimierte Gewinde erlaubt eine rasche Verschraubung bei einem geringen Eindrehmoment.
- Die spezielle Schraubengeometrie minimiert die Sprengwirkung im Beton.
- Im Vergleich zu anderen HBV-Schrauben kann die Anzahl der Schrauben um ca. 17% reduziert werden, was Arbeitszeit und Kosten spart.
- Hergestellt in Österreich!
- SIHGA übernimmt die Bemessung als kostenlose Serviceleistung.
- Hobet gibt es in den Dimensionen 8,0 x 155 und 8,0 x 205 mm
- bis September 2023 gibt es im Rahmen der SIHGA-Verkaufsförderung Hobet zum Sonderpreis!